Kommunikation in der häuslichen Pflege – wie sie gelingen kann

In der häuslichen Pflege begegnen uns täglich unterschiedliche Menschen mit ihren eigenen Perspektiven, Herausforderungen und Zielen. Zudem haben sie individuelle Sprachgewohnheiten wie Dialekte oder Fachsprache. Als pflegende Angehörige ist es daher wichtig, sich intensiver mit dem Thema Kommunikation auseinanderzusetzen, denn eine gute Zusammenarbeit hängt maßgeblich von unseren kommunikativen Fähigkeiten ab.

Ob wir mit Ärzten sprechen und uns trauen, bei Unverständlichkeiten nachzufragen, oder ob wir mit der pflegebedürftigen Person kommunizieren, die sich möglicherweise bevormundet fühlt – unsere Art und Sichtweise auf die Kommunikation kann einen großen Unterschied darin machen, ob alle Beteiligten, einschließlich uns selbst, sich verstanden und ihre Bedürfnisse berücksichtigt fühlen.

Besondere Herausforderungen ergeben sich für pflegende Angehörige, wenn die betreute Person unter kognitiven Einschränkungen leidet, sei es Verwirrtheit durch Demenz oder eine Schädigung des Sprachzentrums nach einem Schlaganfall. In solchen Fällen reichen die gewohnten Kommunikationsmuster oft nicht mehr aus. Die nonverbale Kommunikation tritt dann oft weiter in den Vordergrund und teilweise kann es auch sein, dass nur noch über taktile Reize (Berührung), Duft oder Musik kommuniziert werden kann.

Auch Rollenkonflikte können auftreten, bei denen sich die Rollen von "Eltern und Kind" scheinbar vertauscht anfühlen. In solchen Situationen spielen Emotionen, aber auch Befürchtungen und Ängste, eine Rolle, die oft unausgesprochen bleiben. Hier kann es äußerst hilfreich sein, sich mit dem Thema Kommunikation auseinanderzusetzen, um neue Impulse zu gewinnen.

Ein nützliches Werkzeug für einen reflektierten Umgang mit unseren Kommunikationsmustern ist das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun. Nach diesem Modell beinhaltet jede Äußerung vier Botschaften, selbst wenn wir nur eine einzige Nachricht vermitteln wollen. Denn Kommunikation beinhaltet immer auch einen Empfänger, der die Äußerung auf vier verschiedene Arten interpretiert. Das Kommunikationsquadrat, auch bekannt als "Vier-Ohren-Modell", gibt uns die Möglichkeit, dieses Phänomen genauer zu betrachten und unsere eigene Kommunikation zu reflektieren.

Das Kommunikationsquadrat

Das Kommunikationsquadrat von Friedemann Schulz von Thun ist ein Modell, das uns hilft, die verschiedenen Ebenen und Botschaften in der Kommunikation zu verstehen. Es besteht aus vier zentralen Elementen, die wir bei jeder Äußerung als Botschaft ausdrücken. Ob wir wollen oder nicht.  Denn auch der Empfänger (Kommunikationspartner) interpretiert die Botschaft auf eben diesen 4 Ebenen.

  1. Sachinhalt: Dies bezieht sich auf die reinen Informationen, die wir vermitteln möchten. Es geht um Fakten, Daten und sachliche Aussagen.

z.B. „Die Ampel ist Rot!“
  1. Selbstoffenbarung: Hier drücken wir unsere eigenen Gedanken, Meinungen und Gefühle aus. Wir geben Einblick in unsere persönliche Perspektive und zeigen, wer wir sind.

z.B. „Ich fühle mich bei Dir im Auto nicht sicher!“

  1. Beziehung: Die Beziehungsebene betrifft das, was wir über die andere Person denken oder wie wir zu ihr stehen. Es geht um unsere Wahrnehmung und Bewertung der Beziehung.

z.B. „Du bist mir wichtig, daher möchte ich Dich nicht verletzen, indem ich Dir sage, dass ich an deinen Fahrkünsten zweifle!“

  1. Appell/ Aufforderung: Der Appell ist das, was wir von der anderen Person erwarten oder erhoffen. Es ist die Botschaft, die uns bewegt, eine Reaktion oder Handlung von ihr zu erhalten.

z.B. „Pass besser auf den Straßenverkehr auf!“

 

GrafikKommunikThuntd de

 (Grafik: Kommunikationsquadrat – die vier Seiten einer Botschaft)

 

Das Kommunikationsquadrat verdeutlicht, dass jede Äußerung mehrere dieser Elemente gleichzeitig beinhaltet. Der Empfänger interpretiert die Äußerung dann auf verschiedenen Ebenen und kann unterschiedliche Botschaften wahrnehmen.

Um effektiv zu kommunizieren, ist es wichtig, sich bewusst zu sein, welche Botschaften wir senden und wie sie vom Gegenüber interpretiert werden können. Indem wir uns mit dem Kommunikationsquadrat auseinandersetzen, können wir Missverständnisse reduzieren und eine klarere Kommunikation fördern. Gerade wenn Konflikte auftauchen, kann es helfen, sich dieses Modells bewusst zu sein. Dadurch kann das Problem nicht nur aus einer neuen Perspektive betrachtet werden, sondern auch neue Impulse für zukünftige Gespräche können gewonnen werden.  

Die Grenzen des Modells

Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass Kommunikation komplex ist und nicht immer eindeutig abläuft. Menschen haben unterschiedliche Wahrnehmungen und Erfahrungen, die ihre Interpretation beeinflussen können. Daher ist es hilfreich, offen und respektvoll zuzuhören, Nachfragen zu stellen und sich um eine gemeinsame Verständigung zu bemühen. Vor allem wenn kognitive Einschränkungen vorliegen, wie z.B. bei einer demenziellen Erkrankung, kann dieses Kommunikation-Model nur noch eingeschränkt hilfreich sein. Hierbei sind dann weitere Aspekte zu beachten, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Das Kommunikationsquadrat bietet uns aber auch hierbei eine wertvolle Orientierung, um bewusster und effektiver zu kommunizieren. Durch das Verständnis der verschiedenen Ebenen und Botschaften können wir unsere Kommunikationsfähigkeiten stärken und zu einer besseren Verbindung mit unseren Mitmenschen beitragen.